Port Ellen

Port Ellen ist seit der Schließung der Brennerei zu einer absoluten Kult-Marke herangewachsen. Die alten Abfüllungen sind heute heiß begehrte Sammlerstücke. 

Port Ellen Hintergrund

Port Ellen ist ohne Frage eine der begehrtesten Sammler-Whiskys Schottlands. Die 1983 geschlossene Islay-Brennerei hat mittlerweile Kult-Status erlangt. Ihre verbliebenen Abfüllungen sind für die wenigsten Genießer erschwinglich und sie erzielen auf Auktionen Rekordpreise. 2017 sorgte Diageo, der Konzern hinter Port Ellen, Lagavulin und Caol Ila, für Furore mit der Bekanntgabe, Port Ellen wieder zu eröffnen. Whisky-Fans weltweit verfolgen nun die Entwicklung des Wiederbelebungs-Prozesses der Kult-Brennerei. 2024 soll die Whiskyproduktion voraussichtlich wieder aufgenommen werden.

Hausstil

Bei all dem Kult um Port Ellen stellt sich für viele Whiskyfreunde natürlich die Frage: Wie schmeckt ein Port Ellen? Man könnte sagen, dass Port Ellen tendenziell eine Mischung aus dem typischen Islay-Stil und Talisker von der Isle of Skye ist. Port Ellen besitzt eine pfeffrige Note mit einem typisch rauchig-salzigen Aroma. Häufig trägt der Single Malt Aromen von Limetten und ähnlichen Zitrus-Noten. Der maritime Charakter von Port Ellen ist charakteristisch. Die Textur des Whiskys ist ölig und schwer und erinnert aromatisch oft an Teer. 

Herstellung

Früher wurde in Port Ellen ein torfiger Brand auf vier kupfernen Brennblasen destilliert. Zu ihren Bestzeiten produzierte die Brennerei jährlich etwa 1,7 Millionen Liter Alkohol. Die Großmälzerei, die 1973 auf dem Gelände gebaut wurde, versorgt noch heute die meisten Brennereien auf Islay mit getorftem Malz. Die Szenerie in Port Ellen wird ganz klar von der riesigen Port Ellen Mälzerei dominiert. Zwischen der Mälzerei und den alten Lagerhäusern entstehen im Moment die neuen Brennereigebäude – anders als bei Brora war hier keine Ausstattung mehr vorhanden oder Gebäude, die für die Destillationsanlage taugten. Es wird zwei Brennblasen mit Shell and Tube Kondensatoren geben, die nach einer Zeichnung der Original-Brennblasen gefertigt werden. Außerdem wird es ein weiteres, kleineres Still-Paar geben, das für experimentelle Zwecke eingesetzt werden soll. Etwa 800.000 Liter Jahreskapazität sind geplant.

Geschichte

Die Port Ellen Whisky Distillery wurde 1825 gegründet und 1836 von John Ramsey übernommen. Ramsey war ein weitsichtiger Geschäftsmann und brachte vermutlich viele technische und auch kaufmännische Innovationen nach Islay. Der Legende nach hat John Ramsey Robert Stein und Aeneas Coffey nach Port Ellen eingeladen. Dort sollten die damals neuen Destillationsverfahren erprobt werden. Robert Stein hatte die Patent Still, eine kontinuierliche Destillationsmethode, entwickelt. Aeneas Coffey entwickelte diese später weiter zur Coffey Still.

Auch der Einsatz des Spirit Safes, der später gesetzlich vorgeschrieben wurde, wurde wohl zum ersten Mal in der Brennerei Port Ellen eingesetzt. Kaufmännische Weitsicht bewies Ramsey dadurch, dass er den Amerikahandel von Anfang an forcierte. Der Whisky wurde direkt von der Brennerei in die USA verschifft.

1920 verkauften Nachfahren von Ramsey Port Ellen an John Dewar & Sons. Doch der wirtschaftliche Erfolg wollte sich im frühen 20. Jahrhundert nicht einstellen. Entsprechend blieb die Brennerei lange Zeit geschlossen. Erst im Jahr 1967 wurde in Port Ellen wieder Whisky produziert. Dazu wurde die Brennerei während der Boom-Jahre renoviert und von zwei auf vier Brennblasen aufgestockt. Doch das Glück war der Brennerei nicht hold. Als Folge der Whiskykrise in den 80er Jahren wurde Port Ellen 1983 geschlossen und weite Teile der Brennerei wurden demontiert.

In Port Ellen sollte, nach damaligem Wissensstand, nie wieder Whisky gebrannt werden. So entwickelte sich Port Ellen zu einem echten Kultwhisky. Die Abfüllungen der Brennerei wurden schnell in Genießer- wie auch Sammlerkreisen beliebt. Bald erzielten ältere Port Ellen Abfüllungen horrende Preise auf Auktionen. Das Bangen um die letzten Originalabfüllungen der Brennerei hält bis heute an. Die Vorräte sind limitiert und die Bestände schrumpfen mit jedem Release. Die anhaltende, hohe (und sogar steigende) Popularität Islays entlastet das Angebot an dieser Stelle nicht gerade. Port Ellen ist schon heute der seltenste Whisky aller Islay Malts.

Diageo begann 1995 Single Malts aus unbekannten und teilweise geschlossenen Destillerien unter dem Label The Rare Malts zu vermarkten. Dort sollte keine Brennerei zwei Jahre in Folge veröffentlicht werden, um das Angebot interessant zu halten. 1998 erschien in dieser Reihe ein 20-jähriger Port Ellen und 2000 ein 22-jähriger Whisky. Der Ansturm auf die Flaschen war schon damals hoch. Anschließend erschienen viele limitierte Abfüllungen – die jüngsten Veröffentlichungen kamen in der Prima & Ultima Collection von Diageo auf den Markt.

Im Oktober 2017 trat Diageo mit Plänen an die Öffentlichkeit, Port Ellen wieder zu eröffnen. Nach der Baugenehmigung im Dezember 2019 begannen rasch Abriss- und Aushubarbeiten und Mitte 2022 waren auch schon neue Stills in der überdachten Brennerei installiert. 2024 soll die Brennerei nun wieder Whisky produzieren. Inwieweit die neue Brennerei allerdings an den Erfolg der früheren Port Ellen Whiskys anknüpfen kann, muss die Zeit zeigen.