GlenWyvis

GlenWyvis ist Schottlands erste Brennerei in Gemeindehand. Sie wurde durch Crowdfunding finanziert und ist dank ihrer verschiedenen eigenen Stromerzeugnisse unabhängig vom örtlichen Stromnetz. Sie gilt als eine der umweltfreundlichsten Destillerien Schottlands.

GlenWyvis Hintergrund

GlenWyvis ist Schottlands erste „community owned distillery“, also vollständig in Gemeinschaftsbesitz. Sie wurde über zwei Crowdfunding Projekte finanziert und hat über 3000 Teilhaber, die mehr als 2,6 Millionen Pfund für das Projekt gesammelt haben. Sie ist darüber hinaus Schottlands erste Brennerei, die unabhängig vom staatlichen Stromnetz operiert. Dies erreicht die Brennerei mit einer Kombination aus umweltfreundlichen Methoden wie Wind- und Wasserkraft, Solaranlagen und einem Biomasse-Boiler. Die Brennerei steht im kleinen Ort Dingwall nahe Inverness am Fuße der nördlichen Highlands und engagiert sich stark für die lokale Gemeinde.

Hausstil

Im Dezember 2021 wurde der erste Whisky der Brennerei veröffentlicht. Der 3 Jahre alte Whisky ist überraschend fruchtig, was an den zum Teil eingesetzten Moscatelfässern liegen dürfte. Aber auch die lange Fermentationszeit trägt ihren Part dazu bei. Feine Zitrusnoten, Honig und eine leichte Schärfe werden ebenfalls beschrieben. Die zweite Abfüllung aus dem Jahr 2022 zeigt sich süß und mit reichhaltigen Fruchtaromen. Generell verwendet GlenWyvis für die Reifung überwiegend First Fill Tennessee Bourbonfässer und einen entsprechend kleineren Teil First Fill Sherryfässer. Abgerundet wird jedes Batch mit einer geringen Menge Refillfässer. So sorgen die Bourbonfässer für einen süßen Grundton, die Sherryfässer für schöne Fruchtaromen und die Refillfässer unterstreichen den duftenden und würzigen Charakter der Brennerei. 

Mit zunehmendem Alter dürften wir hier noch weitere schöne Abfüllungen erwarten. Nach dem Plan der Brennerei soll der erste Whisky mit einer Altersangabe aber noch einige Jahre auf sich warten lassen.

Herstellung

Wie wird GlenWyvis Whisky produziert? Die Brennerei produziert momentan etwa 55.000 Liter Alkohol jährlich – die Kapazitäten würden aber sogar für bis zu 140.000 Liter reichen. Ausgestattet ist GlenWyvis mit einem 0,5 Tonnen Maischbottich und sechs Edelstahl-Gärbottichen, die jeweils 4.400 Liter fassen. Das Destillationsverfahren soll viel Kupferkontakt beinhalten, wodurch die Brennerei einen milden und fruchtigen Brand erzeugen möchte. Die beiden klassischen Pot Stills kommen aus dem Traditionsunternehmen Forsyths in Rothes. Die Wash Still fasst 2.500 Liter und ist zwiebelförmig, während die Spirit Still mit ihrem Fassungsvolumen von 1.700 Litern eher laternenförmig erscheint. Zur Reifung werden überwiegend First Fill Bourbon- und Sherryfässer eingesetzt. Um den hauseigenen Charakter zu unterstreichen finden in den Batches auch einige Refillfässer Verwendung. Zur schonenden Reifung werden die Fässer werden in einem traditionellen Dunnage Warehouse auf dem Brennereigelände gelagert.

Geschichte

Die Region um Dingwall ist in der Tat geschichtsträchtig. Eine der berühmtesten Brennereien des 18. Jahrhunderts war in Dingwall zuhause. Die 1690 gegründete Ferintosh Distillery dürfte beinahe ein Jahrhundert steuerfrei Whisky produziert haben. Selbst der schottische National-Poet Robert Burns beklagte den Niedergang der Brennerei in seinem Gedicht „Scotch Drink“. 1879 entstand eine Brennerei namens Ben Wyvis in Dingwall, die später in Ferintosh umbenannt wurde. Der gute Ruf des Namens sollte wohl den Absatz der neuen Brennerei steigern, doch auch diese Brennerei fiel den harten Jahren der Prohibition in den USA zum Opfer. Genau wie Ben Wyvis bzw. die neue Ferintosh Brennerei musste auch die erst 1896 gegründete Glenskiach Destillerie 1926 geschlossen werden. Glenskiach wurde vom damaligen Brennerei-Architekten Charles Doig gebaut. Dieser entwarf, durch die chinesische und japanische Architektur inspiriert, das berühmte Pagoden-Dach über der Darre (engl. Kiln). Es ziert bis heute die meisten Malt Whisky Brennereien und ist zu einem Wahrzeichen der schottischen Whisky-Industrie geworden. Aus eben diesen beiden Brennereien zieht GlenWyvis ihre Inspiration für die Namensgebung und verwurzelt sich damit in der regionalen Whisky-Tradition. Der Farmer und Hubschrauberpilot John McKenzie begann 2011 mit der Planung der Wiederbelebung der Whisky-Tradition in seinem Heimatort Dingwall. McKenzie war bereits aktiv in der lokalen Windkraft-Kooperative und besaß neben einer eigenen Windkraftturbine auch die nötigen Landwirtschaftsflächen. 2014 erhielt er schließlich die Erlaubnis, das Projekt in die Tat umzusetzen. 2016 startete er die erste Phase der Crowdfunding Kampagne und übertraf das ursprüngliche Ziel von 1,5 Millionen Pfund mit 2 Millionen Pfund klar. Im Jahr 2017 wurde eine zweite Crowdfunding-Aktion gestartet und mit dem Bau der Brennerei begonnen. Im November des selben Jahres wurde der Bau fertig gestellt. Die mehr als 3.000 Teilhaber haben bei ihrer ersten Gemeinschaftsentscheidung über eine Gin-Brennblase abgestimmt. Seit 2018 ist diese nun installiert und produziert unterschiedliche Gins. Ende 2019 brach ein Feuer in der Brennerei aus, weswegen die Brennerei für einige Monate vorübergehend die Produktion unterbrechen musste. 2021 wurde der erste Single Malt Whisky veröffentlicht.