Poitin

Poitin Hintergrund

Was ist Poitin? Um zu verstehen was Poitin ist, muss man unweigerlich in die Geschichte einer der ältesten Whiskey-Nationen der Welt eintauchen: Irland. Denn das irische Wort "Poitín", manchmal auch "Potcheen" oder "Poteen" (ausgesprochen "Potschien"), ist als der Sammelbegriff für illegal gebrannten Alkohol und Whiskey aus Irland. Manche sehen in ihm auch den Vorgänger vom heutigen Irish Whiskey. Heute finden wir auch im legalen Handel Poitin. In der Regel ist der "legale" Poitin ungereifter Whiskey-Brand, also New Make Spirit oder wie die Amerikaner ihn nennen "Moonshine". 

Stil

Wie schmeckt Poitin? Die aromatische Vielfalt von Poitin ist je nach Ausgangsmaterial, Herstellungsverfahren und Destillationsmethode groß. Oft trägt er getreidige Aromen in sich und helle Frucht-Noten, die an Zitrus erinnern. Manche Varianten haben süßliche Anklänge von Puderzucker, Kandis oder süßer Sahne. In anderen wiederum finden sich florale oder grasige Noten oder gar ein Hauch von Rauch. Auch kühlende Aromen wie Minze und Eukalyptus können in Poitin enthalten sein. Nicht zuletzt wegen der beschriebenen Aromen bietet sich Poitin gut für Mixgetränke und Cocktails an. 

Herstellung

Wie wird Poitin hergestellt? Nachdem Poitin ursprünglich ein Synonym für illegal gebrannten Schnaps war, wurde er viele Jahrhunderte auf portablen kleinen Kupferkesseln gebrannt. Diese Miniatur-Pot Stills konnten leicht transportiert und versteckt werden, um nicht die Aufmerksamkeit der Steuereintreiber und Zollbeamten auf sich zu lenken. Poitin ist, anders als Whiskey, nicht auf ein Ausgangsmaterial festgelegt. Er wird in der Regel aus Getreide, manchmal aber auch aus Kartoffeln oder Zuckerrüben gebrannt. Gemälzte Gerste bietet sich jedoch aufgrund ihrer aromatischen Eigenschaften nicht nur für Single Malt Whiskey, sondern eben auch für Poitin an. So wird bei Poitin meist eine Getreidemaische vergoren und anschließend destilliert. Das Ergebnis ist der klare Poitin, der dann quasi "straight from the still" in die Flaschen kommt (sozusagen in "still strength"). Der Alkoholgehalt variiert zwischen 40 und 90 % vol. Besonders für junge Whiskey-Brennereien ist Poitin eine gute Möglichkeit einen Vorgeschmack auf ihren späteren Whiskey zu geben. Gleichzeitig erhalten sie dadurch die irische Tradition des Poitins am Leben, wenn auch auf legalem Wege. Brennereien wie Glendalough und auch die Teeling Distillery in Dublin vertreiben eigenen Poitin. 

Geschichte

Die Geschichte der Destillation in Irland geht bis ins 4. Jahrhundert n. Chr. zurück. Es ist nicht eindeutig belegt, wann genau die Kunst der Destillation nach Irland kam. Es wird jedoch vermutet, dass irische Mönche das Wissen aus dem arabischen Raum nach Irland brachten. Schließlich entwickelte sich der gälische Begriff "Uisce Beatha", zu Deutsch "Wasser des Lebens" für den destillierten Brand aus gemaischtem Getreide. Der lateinische Begriff "Aqua Vitae" hallt noch heute in anderen Destillaten wie Eau de Vie oder Aquavit nach. Zu Beginn eher zu medizinischen Zwecken genutzt, entwickelte sich spätestens im 15. Jahrhundert das Destillat wohl auch zum Genussmittel. Aus dem Wort "Uisce" entwickelte sich im englischen Sprachraum später das Wort Whiskey/ Whisky. Der Ursprung des Begriffs Poitín geht vermutlich auf das Jahr 1660 zurück. Die britische Regierung führte damals eine Steuer auf Alkohol ein. Der legale Whiskey wurde als Uisce Beatha bezeichnet, während der illegale Brand "Uisce Poitín" genannt wurde. "Poitín" heißt dabei nichts anderes als "Topf", im Englischen "Pot". Die stolzen und ebenso findigen Iren entwickelten in den folgenden Jahrhunderten eine ausgeprägte Kultur der Schwarzbrennerei. Zur Blütezeit der Schwarzbrenner und Schmuggler im 18. und 19. Jahrhundert wurde überall im Land Poitin in möglichst kleinen Kesseln und an den entlegensten Orten gebrannt. Das Schwarzbrennen war nicht nur eine lukrative Nebeneinkunft, sondern auch ein indirekter Widerstand gegen die britische Regierung. Es wurde alles gebrannt, was man zur Verfügung hatte. Aufgrund seiner dunklen Geschichte, ist der Poitin-Begriff nicht so festgelegt und reguliert wie Whiskey. Der heutige legale Poitin entspricht natürlich höheren Qualitätskriterien, als der illegale Vorgänger vergangener Jahrhunderte. Heute ist Irish Poteen sogar nach EU-Recht ein geschützter Begriff.