Deutscher Whisky

Deutscher Whisky hat sich in den vergangenen Jahren einen guten Ruf erarbeitet. Viele deutsche Whisky-Brenner können bereits auf viele Jahre Erfahrung zurückblicken.

Deutscher Whisky Hintergrund

Bei Whisky denken die meisten verständlicherweise zuerst an Schottland, Irland oder die USA. Die Japaner haben in den letzten Jahren jedoch eindrucksvoll bewiesen, dass erstklassiger Whisky auch anderswo produziert werden kann. Warum also nicht auch in Deutschland? Eigentlich ist Deutschland für die Whisky-Produktion geradezu prädestiniert, ist Whisky doch zu Beginn seiner Reise nichts anderes als gebranntes Bier. Vom Bierbrauen verstehen wir Deutschen bekanntlich reichlich! Und Getreide gibt es in Deutschland in Hülle und Fülle, womit die Grundvoraussetzungen für die Herstellung von Whisky allemal gegeben sind. Inzwischen ist auch die internationale Fachwelt auf deutschen Whisky aufmerksam geworden. Allen voran der bekannte „Whisky-Papst“ Jim Murray, der schon mal 95 Punkte an Whisky aus Deutschland vergab.

Stil

Wie schmeckt deutscher Whisky? Die aromatische Vielfalt in der deutschen Whisky-Szene ist enorm groß. Viele deutsche Whiskys sind besonders süß und fruchtig. Einige Brennereien arbeiten aber auch mit Rauch-Malz, teils über Torf, teils über Holz geräuchert. Die vielfältige Fass-Wahl der deutschen Brenner führt zu einem weiten Spektrum von Frucht- und Beerennoten. Besonders Sherry-, Port- und andere Weinfässer scheinen es den deutschen Whisky-Produzenten angetan zu haben. 

Herstellung

Wie wird deutscher Whisky hergestellt? In Deutschland ist es eher selten, dass eine Brennerei allein für die Herstellung von Single Malt Whisky entsteht. Die meisten deutschen Whiskys sind aus anderen Destillerien heraus entstanden. Oft sind es Destillerien, die Schnaps und Obstbrände herstellen, die sich schließlich dem Whisky zuwenden. So wird in der Regel auch nicht auf schottischen Pot Stills destilliert, sondern auf anderen Destillationsmethoden. Dies hat maßgeblich Einfluss auf den Brand, der in Deutschland daher oft sehr süß-fruchtig ausfällt. Ausnahmen bilden die Brennereien Elsburn (früher Glen Els) und die St. Kilian Brennerei. Hier wird auf klassischen kupfernen Pot Stills destilliert. Die Whisky-Herstellung ist noch immer recht jung in Deutschland, weshalb viele Whiskys auch in jungen Jahren abgefüllt werden. Schon deshalb können sie oft nur schwerlich mit ihren oft alt-gereiften schottischen Verwandten konkurrieren. Deutscher Whisky wird in aller Regel in geringen Chargen von kleinen Destillerien in Handarbeit erzeugt. Bodenständige Handarbeit ist bekanntlich gerade in Deutschland recht teuer. So ist es nicht verwunderlich, dass die Verkaufspreise für vergleichsweise jungen Whisky viele Liebhaber abschrecken. Dass Deutschland aber ein enormes Potenzial entwickelt und hier viel guter Whisky hergestellt wird, daran besteht kein Zweifel. Nicht umsonst wächst die Fangemeinde für deutschen Whisky stetig.

Deutscher Whisky im Test

Hercynian Distilling Co. - Elsburn Single Malt

Der inzwischen international erfolgreichste deutsche Whisky ist der Elsburn (früher Glen Els) aus der Hammerschmiede im Harz. Seinen Namen hat der Whisky von der Lage der Brennerei bei Zorge am Elsbach ableitet. Seit die uralte Hammerschmiede 1985 in eine Destillerie umgebaut wurde, werden hier Obst- und Kräuterbrände von erlesener Qualität hergestellt. 2002 entstand hier der erste Single Malt, dem bislang gut 40 weitere Abfüllungen folgten. Whiskys von Elsburn zeichnen sich allesamt durch einen vollen und fruchtigen Charakter bei gleichzeitig vielschichtigem Aroma aus. Ca. 50.000 Liter Whisky werden hier inzwischen alljährlich unter Verwendung des klaren Quellwassers der nahen Stauffenbergquelle produziert. Damit gehört Elsburn zu den größten deutschen Whisky-Produzenten. Die Reifung erfolgt in verschiedensten Fässern, die zuvor zum Beispiel Sherry, Madeira, Portwein oder auch Cognac enthielten. Vier bis sechs Jahre reifen Whiskys bei Elsburn in der Regel, bevor sie zur Abfüllung kommen. Dabei wird auf technische Verfahren wie etwa die Kühlfilterung (chill filtration) und die Zugabe von Zuckercouleur verzichtet. Der wohl bekannteste Whisky von Elsburn ist The Journey, ein mit 43% Stärke abgefüllter Single Malt Whisky, der sich mit süß-fruchtigen Noten und einem Hauch von Karamell und Vanille vorstellt. Auf der Zunge kommen Elemente von Rosinen, Toffee und Eiche zur Geltung. Diese werden von einem rauchigen Abgang und einer Erinnerung an reife Mandarinen gefolgt.

Slyrs - Bavarian Single Malt

Bereits seit 2002 wird am Schliersee in der bekannten Kräuter- und Obstbrennerei Lantenhammer der international ebenfalls sehr erfolgreiche Slyrs-Whisky hergestellt. Der „Bavarian Single Malt Whisky“ von Florian Stetter ist damit eine der erfolgreichsten Innovationen der bereits 1928 gegründeten Destillerie Lantenhammer. Ansonsten glänzt die Brennerei mit bayerischen Spezialitäten wie Bärwurz und Enzian. Besonderen Genuss verspricht der Slyrs Oloroso. Dieser feine Single Malt wurde ganze neun Monate in gebrauchten Oloroso-Sherryfässern nachgereift, die eigens von den Bodegas Tradición in Jerez beigesteuert werden. Dies ergibt einen wuchtigen Single Malt Whisky mit einer betont süßen Note, der mit eine sehr dunklen Bernsteinfarbe auch das Auge erfreut. Kräftige Tannine und ein vielschichtiges Aroma verhelfen dem Slyrs Oloroso zu einem besonders intensiven Geschmackserlebnis!

Destillerie Liebl - Coillmór Single Malt

Gleichfalls in bayerischen Landen beheimatet, ist die Bärwurzerei Liebl in Bad Kötzting. Hier wurde 2006 der Single Malt Whisky Coillmór kreiert, was in der gälischen Sprache „Großer Wald“ bedeutet. Wie beim Konkurrenten Lantenhammer am Schliersee bildet eine seit Jahrzehnten bestehende Brennerei für bayerische Spezialitäten die Grundlage für die neue Whisky-Sparte. Die bereits mit mehreren Auszeichnungen auf so renommierten internationalen Veranstaltungen wie der IWSC (International Wine and Spirit Competition) bedacht wurde.

Der Coillmór American Oak durfte, wie der Name schon sagt, in amerikanischen Eichenfässern reifen und wurde 2009 erstmals vorgestellt. Er empfängt die Nase mit einem sehr frischen und ausgeprägt fruchtigen Aroma, das von Birnen und Limetten geprägt wird. Umrahmt wird das Ganze von einem Hauch reifer Johannisbeeren. Am Gaumen kommen Vanille und eine leichte rauchige Note hinzu, die im Abgang von überraschend pfeffrigen Eindrücken abgelöst werden. Es ist erstaunlich, welch geschmackliche Qualität aus einer nur dreijährigen Fasslagerung entstehen kann!

St. Kilian - Schottische Pot Stills

Die St. Kilian Brennerei im fränkischen Rüdenau ist die erste deutsche Whisky Brennerei, die gänzlich als Single Malt Whisky Destillerie konzipiert und gebaut wurde. Der Name geht auf den Frankenapostel St. Kilian zurück. Bei St. Kilian setzt man von Anbeginn auf schottisches Equipment, wie die kupfernen Brennblasen von Forsyths. Im Knowhow wurde die Brennerei zu Beginn vom ehemaligen Master Distiller der Kilbeggan Distillery David Hynes in Irland unterstützt. So produziert die Brennerei heute deutschen Single Malt mit schottischen und irischen Wurzeln. Hier gibt es sowohl nicht rauchigen als auch rauchigen Whisky zu kosten. Das getorfte Malz stammt aus Schottland und kommt daher dem Aroma der Islay Whiskys sehr nahe. Dennoch will St. Kilian nicht einfach nur eine schottische/irische "Whisky-Kopie" auf deutschem Boden sein. Den Spagat zwischen lokalem Charakter und schottischer Qualität hat die Brennerei aus unserer Sicht mit Bravour gemeistert. 

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Geschichte

Zwar ist die Herstellung von deutschem Whisky bereits für den Anfang des 19. Jahrhunderts belegt, dennoch hat es in Deutschland erst der amerikanischen Besatzung nach dem II. Weltkrieg bedurft, um den Whisky an sich populär zu machen. Die GIs brachten ihre Vorliebe für den Getreidebrand mit nach Deutschland. So leisteten sie damit die Vorarbeit für die Entstehung einer eigenen deutschen Whiskyproduktion. Diese erschöpfte sich jedoch zunächst im bekannten „Racke Rauchzart“, der einen Blend zwischen schottischem Whisky und deutschen Getreidespirituosen darstellte. Doch nach und nach entstanden echte deutsche Whiskys, die inzwischen in über 200 Brennereien im Land hergestellt werden. 2012 erfolgte dann die Gründung des „Verbands der deutschen Whiskybrenner“. Der Verband ist bestrebt, den Anteil des Whiskys an der gesamte deutschen Spirituosenproduktion von gegenwärtig nur 2,3% weiter zu erhöhen. Inzwischen werden pro Jahr etwa 70 Millionen Flaschen deutscher Whisky erzeugt, Tendenz steigend.