Roseisle

Roseisle Hintergrund

Die Roseisle Distillery ist Diageos neue Großbrennerei und ein echter Allrounder. Die Brennerei wurde 2009 auf dem Gelände der bereits bestehenden Roseisle Maltings erbaut. Die Roseisle Maltings sind die industriellen Anlagen zur Herstellung des Malzes für schottische Single Malt Brennereien. Hier werden 112.000 Tonnen Malz jährlich produziert, etwa 25 Prozent der benötigten Menge Malz aller schottischen Brennereien. Für die umfassende Expansion der Malt Whisky Produktion war Roseisle also ein geeigneter Standort. Vorwiegend erzeugt der junge Riese hier unterschiedliche Stile Malt Whisky, die anschließend in Blended Scotch Whisky fließen. Auf diese Weise können die bisherigen Malt Whiskys bekannter Brennereien geschützt werden und bleiben den Eigenmarken erhalten. Doch auch Single Malt Genießer können sich jetzt freuen, da die Brennerei nun eigene Abfüllungen produziert.

Hausstil

Wie schmeckt Roseisle Whisky? Bislang ist nur eine Abfüllung der Roseisle Distillery veröffentlicht worden. Darum lassen sich noch keine genauen Angaben zum Hausstil machen.

Die Brennerei versucht aber, die Eigenschaften zweier schottischer Regionen zu kombinieren. Der Roseisle Whisky vereint die reichhaltige, fruchtige Fülle der zentralen Speyside mit nussig-würzigen Noten der Highlands. Dadurch finden sich Aromen von Früchten, Vanille und Schokolade im Whisky wieder, die durch eine vielfältige Palette von Gewürzen gekonnt betont werden. Insgesamt wird ein komplexes, aber ausbalanciertes Bild mit einem mittellangen bis langen Abgang hinterlassen.

Herstellung

Wie wird Roseisle Whisky produziert? Der Whisky-Boom hat allen Whiskyfirmen die Notwendigkeit aufgezeigt, ihre Single Malt Marken zu schützen. Das heißt, jede Malt Whisky Brennerei mit einem guten Ruf tut heute gut daran, so viel ihrer eigenen Produktion für den hauseigenen Single Malt zu verwenden wie möglich. Dies war nicht immer der Fall. Viele Brennereien nutzten viele Jahre nur fünf bis zehn Prozent ihrer Produktion für Single Malt – der Rest wanderte in die Blended Industrie und wurde in Whiskys wie Johnnie WalkerJ&B und White Horse verwendet. Um die Nachfrage nach sowohl Single Malt als auch Blended Scotch befriedigen zu können, ersetzen viele Firmen heute und in Zukunft die Malt Whiskys in ihren Blends durch die Malts aus Großbrennereien wie Roseisle.

Um die unterschiedlichen Malt Whisky Stile bedienen zu können, braucht Roseisle die Fähigkeit, eine Vielzahl verschiedener Malt Whisky Arten herzustellen. Daher ist die Produktion auch auf mehr als einen Stil ausgelegt. Dies wird beispielsweise durch unterschiedliche Fermentationszeiten erreicht. Die Vergärung der Replikate fruchtiger Speyside Malt Whiskys dauert 90 bis 100 Stunden, während für den Stil schwerer Highland- und Insel-Whiskys eine kurze Vergärung von 50 bis 60 Stunden ausreicht. Auch die Kühlsysteme der 14 Brennblasen sind zum Teil aus Kupfer und zum Teil aus rostfreiem Stahl, sodass bei Bedarf sowohl leichter als auch schwerer Brand erzeugt werden kann. Roseisle bringt eine Jahresproduktion von etwa zwölf Millionen Litern Rohbrand zustande mit einer Gesamtkapazität von 12,5 Millionen Litern.

Wer nun bei der industriellen Machart der Brennerei an Umweltverschmutzung denkt, der irrt. Roseisle ist ein Vorzeigeprojekt für nachhaltige Whiskyproduktion. Die Brennerei besitzt einen Heißwasserkreislauf, wodurch die investierte Energie zum Erhitzen und Kühlen der Systeme mehrfach verwendet werden kann. Die Überreste aus der Maische und Destillation, Draff und Pot Ale, werden gemeinsam im Biomasse-Boiler verbrannt und erzeugen somit zusätzlich Energie für die Brennerei. 72 Prozent der nötigen Heizenergie soll so mit den Überresten aus der Whiskyproduktion gewonnen werden. Auch den CO2-Ausstoß konnte die Brennerei auf 15 Prozent des üblichen Umfangs reduzieren – eine großartige Leistung und ein gutes Zeichen für die Industrie, die die Zeichen der Zeit erkannt hat und sich um die Umwelteinflüsse ihrer Brennereien kümmert.

Geschichte

Die Gründung von Roseisle erfolgte zu einer turbulenten Zeit. Die weltweite Finanzkrise gegen Ende der 2000er Jahre hatte erhebliche Auswirkungen auf den Whiskyabsatz. Trotzdem war Diageo zuversichtlich, dass diese Auswirkungen von kurzer Dauer sein würden, dank des aufstrebenden Absatzmarktes in Asien, Lateinamerika und Osteuropa. Aus Sorge, dass bei einer plötzlichen Rückkehr zum Wachstum die Vorräte knapp werden könnten, gab man eine neue Brennerei in Auftrag. Die Pläne wurden 2007 bekannt gegeben. 2009 wurde die Brennerei in Betrieb genommen.

Das Mega-Projekt kostete Diageo rund 40 Millionen Pfund. Darüber hinaus investierte der Konzern weitere 40 Millionen Pfund in die Erweiterung seiner Grain Brennerei Cameronbridge in Fife und 20 Millionen Pfund in Lagerhaus- und Abfüllanlagen in der Nähe von Glasgow. Mit diesen 100 Millionen Pfund ist dies das größte Investment in die schottische Whisky Industrie der letzten 20 Jahre. Der Bau der Roseisle Distillery wurde zuvor von Kritikern argwöhnisch beäugt, die fürchteten, Diageo plane, mit dem Allrounder kleinere Brennereien zu ersetzen und diese zu schließen. Solche Befürchtungen haben sich jedoch bislang als unbegründet herausgestellt, scheint die Brennerei doch eher den Malt Whisky Marken zugute zu kommen, die sich somit mehr auf ihre eigenen Single Malts konzentrieren können.