Schwedischer Whisky

Schweden ist ein junges aber äußerst spannendes Whisky-Land. Angeführt von der international erfolgreichen Mackmyra Distillery entwickelt sich in Schweden derzeit eine experimentierfreudige Whisky-Landschaft mit hohem Qualitätsanspruch.

Schwedischer Whisky Hintergrund

Der Gedanke an schwedischen Whisky ist heute bei Genießern weltweit eng mit der Brennerei Mackmyra verknüpft. Kaum eine europäische (nicht-schottische) Whisky-Brennerei hat eine derartige märchenhafte Geschichte hinter sich. Kein Startup-Unternehmer hätte sich den Erfolg von Mackmyra besser zusammen träumen können. Dank des internationalen Erfolgs der schwedischen Destillerie, sind heute alle Zweifel beseitigt: Guter Whisky wird nicht nur in Schottland hergestellt. Mackmyra hat damit nicht nur die schwedische und skandinavische Whisky-Landschaft nachhaltig geprägt. Sie hat das ganze europäische Festland beflügelt. Dabei ist schwedischer Whisky bei Weitem keine "Scotch-Whisky-Kopie". Schweden ist auf dem besten Wege eine bodenständige eigene Whisky-Kategorie zu entwickeln. Weitere Brennerei-Projekte wie High Coast (früher Box Whisky) und geniale Craft Destillerie Smögen mit ihrem stark rauchigen Whisky sind mittlerweile aus den Kinderschuhen heraus gewachsen. Entdecken Sie den schwedischen Whisky und seine aromatische Raffinesse und Vielfalt. 

Stil

Wie schmeckt schwedischer Whisky? Schwedens Whisky-Landschaft ist zwar durch Mackmyra etabliert, jedoch im Ganzen gesehen immer noch sehr überschaubar. Dem Land einen generellen Stil zuzuschreiben, scheint daher etwas vermessen. Es zeichnen sich jedoch gewisse Trends ab. Alle drei etablierten schwedischen Whisky Produzenten arbeiten beispielsweise neben nicht-rauchigem Whisky, auch mit Torf und rauchigem Malz. In vielen schwedischen Whiskys finden sich neben süßen Fruchtnoten auch floral-kräutrige Aromen, die mal an Sommerwiesen, mal an Heidemoore erinnern. In jedem Falll kann man bislang von schwedischem Whisky eine große Bandbreite von Aromen erwarten. Schwedischer Whisky ist vieles, aber sicher nicht langweilig!  

Herstellung

Wie wird schwedischer Whisky produziert? Schwedens Whisky-Ansatz orientiert sich an der schottischen Destillation von Single Malt Whisky. So wird in vielen schwedischen Whisky-Brennereien auf klassischen kupfernen Pot Stills destilliert. Diese Destillations-Methode hat sich für Single Malt in Schottland und Irland über Jahrhunderte bewährt. Nun scheint sie sich auch für die Schweden zu lohnen. Die unten genannten Brennereien nutzen alle in unterschiedlichen Formen und Größen diese Art der Destillation. Dies ist durchaus ungewöhnlich, ist doch die Pot Still ein teurer Destillier-Apparat in der Anschaffung. Daran erkennt man aber auch, dass Schweden seine Whisky-Produktion ernst nimmt und wir es nicht mit einem kurzfristigen Experiment zu tun haben. Schwedens Whisky-Brenner sind dabei äußerst innovativ und experimentieren mit unterschiedlichen Hefen, Getreidesorten, Torfarten und Fass-Typen. Wir dürfen uns viel vom "Svensk Whisky" erwarten. 

Eine Auswahl schwedischer Whisky-Destillerien:

Mackmyra Svensk Whisky (gegründet 1999): Die erfolgreichste schwedische Whisky-Destillerie wurde 1999 von acht Technikstudenten gegründet. Zuerst versuchte man sich auf einer selbst gebastelten Brennblase, wechselte dann aber zu einer traditionellen schottischen Pot Still. Seit 2011 wird in der neuen hochmodernen Gravity Distillery der Brennerei produziert. Das hohe Gebäude erledigt durch die Schwerkraft viele Produktionsschritte automatisch, was sie sehr effizient und umweltfreundlich macht. Mackmyra zählt zu den fortschrittlichsten und experimentierfreundigsten Whisky-Brennereien der Welt. Auch in Sachen Fassreifung hat Mackmyra die Nase vorn. Die Brennerei reift ihren Whisky in den exotischsten Fässern und experimentiert mit unterschiedlichen Lagerhäusern und Klimata. 

Spirit of Hven (gegründet 2007): Hven ist die zweite schwedische Whisky-Brennerei nach Mackmyra die bereits 2007 auf der Insel Hven zwischen Dänemark und Schweden die Produktion aufnahm. Der erfahrene Chemiker und Besitzer der Brennerei Henric Molin führt eine Vielzahl extravaganter Methoden bei seinen Whiskys durch. So hat er neben den traditionellen Pot Stills eine einzigartige Form einer Coffey Brennblase entwickelt. Einen Teil der Gerste mälzt die Brennerei selbst und verwendet neben schwedischem Torf auch Seegras und Algen zur Trocknung des Malzes. Auch mit Roggen und Mais als Grundlage für andere Whisky-Sorten experimentiert die Destillerie. 

High Coast Distillery (gegründet 2010): Die High Coast Distillery an der Ost-Küste des Landes wurde ursprünglich als "Box Distillery" gegründet. Wegen eines Rechtsstreits mit dem schottischen Blender Compass Box wurde die Brennerei umbenannt. High Coast versucht einen besonders milden Brand durch erhöhten Kupferkontakt bei der Destillation herzustellen. Die Brennerei arbeitet mit dem kältesten Kühlwasser der Welt von ca. 2-6 Grad Celsius. High Coast verarbeitet nicht-rauchiges und getorftes Gersten-Malz. 

Smögen Whisky (gegründet 2010): An der Westküste von Schweden liegt die Smögen Destillerie. Sie wurde von Whisky-Enthusiast Pär Caldenby gegründet und ist mit zwei Pot Stills und einer Gin Still ausgestattet. 2018 installierte Caldenby Wormtub Condenser, ein traditionelles Kühlsystem, das sich nur noch in wenigen schottischen Malt Whisky Destillerien findet. Der Rohbrand wird dadurch schwerer und voller. Smögen importiert schwer getorftes Malz aus Schottland und verarbeitet dies in ihrem schwedischen Single Malt. 

Gotland Whisky (gegründet 2011): Wie der Name schon sagt, liegt die Gotland Distillery auf Gotland der schwedischen Ostsee-Insel. Die Single Malts von Gotland werden unter dem Namen "Isle of Lime" vertrieben und mit ungetorftem und getorftem Gerstenmalz hergestellt. Die Gerste für den Whisky stammt von der Insel und wir biologisch angebaut und wird von der Brennerei selbst gemälzt. Destilliert wird zweifach auf klassischen Pot Stills mit 1600 und 900 Litern Kapazität. 

Geschichte

Schwedens Klima ist in weiten Teilen des Landes vergleichsweise mild. Die Nähe zum Atlantik und dem warmen Golfstrom lassen die Temperaturschwankungen gering ausfallen und die Niederschlagsmenge ist recht hoch. Eine hohe Luftfeuchtigkeit und geringe Temperaturschwankungen sind für die Whisky-Reifung im Grunde ideal. So verdunstet weniger Whisky durch die Fasswand (der berühmte "Angles' Share"). Bis zur Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts lebten rund 90 % der schwedischen Bevölkerung von der Landwirtschaft. Noch heute gibt es reichlich Agrarbetriebe und weite Flächen des Landes dienen dem Anbau von Getreide und Kartoffeln. Keine schlechten Voraussetzungen also für eine eigene Whisky-Produktion. Schwedens Whisky-Geschichte ist so alt bzw. jung wie seine älteste Brennerei Mackmyra. Mit dem Erfindergeist der schwedischen Technikstudenten die Mackmyra 1999 Leben einhauchten, erwachte auch die schwedische Whiskylandschaft langsam aber stetig zum Leben. Mackmyra hat sich mittlerweile in der internationalen Whisky-Gemeinde einen Namen gemacht und Schweden somit auf die Landkarte gesetzt. Wir Genießer dürfen gespannt auf weitere Projekte sein. Hoffen wir, dass die Whiskys der High Coast Distillery und Smögen auch im Deutschen Markt ankommen. Derzeit gibt es knapp 20 aktive Whisky-Brennereien in Schweden, Tendenz steigend. Weiter so Schweden!