InchDairnie

InchDairnie ist eine innovative Großbrennerei in den schottischen Lowlands. Hier wird vorwiegend Malt Whisky für Blended Scotch produziert. 

InchDairnie Hintergrund

Wenn wir uns die Entwicklung des neuen Whisky-Booms ansehen, kristallisieren sich im Grunde zwei Typen von Neugründungen heraus. Expansions-Brennereien, deren vornehmliches Ziel es ist, bestehende Whiskys zu stützen und teilweise zu ersetzen und kleinere Craft-Brennereien mit dem Fokus auf Innovation und der Suche nach Alleinstellungsmerkmalen. InchDairnie hat etwas von Beidem, wenngleich das Pendel wohl eher zur erstgenannten Riege schwingt. Die neue Brennerei von John Fergus & Co. Ltd. liegt mitten im Königreich Fife nördlich von Edinburgh. Und damit liegt sie voll im Trend. Fife ist eine der am schnellsten wachsenden Whisky-Regionen Schottlands. Allein zwischen 2014 und 2018 entstanden hier gleich fünf nennenswerte Whisky-Brennereien: Kingsbarns, Eden Mill, Aberargie, Lindores Abbey und InchDairnie. Anders als die zuvor genannten Brennereien hat InchDairnie eine Gesamtkapazität von 2 Millionen Litern pro Jahr mit Möglichkeiten zur Erweiterung. Damit zählt InchDairnie sicherlich nicht zu den „Craft-Destillerien“. Dennoch fährt die Brennerei eine Vielzahl von Innovationen und Kuriositäten auf. Wie viele der weniger bekannten, alteingesessenen Brennereien der „zweiten Reihe“ (z.B. Linkwood, Macduff, Glentauchers) produziert InchDairnie zum größten Teil für die Blended Industrie und wurde still und leise im Jahre 2015 in Betrieb genommen. Ihr Fokus liegt auf dem Thema Aromenentwicklung und Effizienz.

Hausstil

Wie schmeckt InchDairnie Whisky? InchDairnie produziert derzeit vorwiegend Malt Whisky in großer Menge für die Blend-Industrie unter dem Namen Strathenry. Geplant für die Core Range sind ein InchDairnie Single Malt, ein Whisky aus gemälzter Gerste und gemälztem Roggen namens RyeLaw und eine getorfte Version namens KinGlassie. Der RyeLaw wurde bereits im Mai 2023 herausgebracht. Als nächstes soll der erste KinGlassie im Jahr 2025 auf den Markt kommen.

Für den gleichnamigen Single Malt der Brennerei ist eine Reifezeit von mindestens zwölf Jahren vorgesehen, also ist Geduld angesagt. Insgesamt legt die Brennerei großen Wert auf Aroma-Entwicklung, was man im Produktionsprozess erkennen kann. Der Rohbrand, den die Brennerei derzeit für den Single Malt herstellt, ist grasig und floral und soll später einmal einen „Spaziergang durch einen Garten durch alle Jahreszeiten“ repräsentieren. Die fruchtigen und grasigen Aromen des Brennereicharakters sollen durch Würze und süße Holznoten aus Ex-Sherry- und Weinfässern ergänzt werden. Das klingt doch nach einer spannenden Kombination.

Herstellung

Wie wird InchDairnie Whisky produziert? Das kuriose an InchDairnie ist die Abweichung vom klassischen Single Malt Scotch Produktionsverfahren. Bereits bei der Gerste geht InchDairnie neue Wege. Die saisonale Ernte wird mit unterschiedlichen Hefestämmen aus Bier-, Wein- und Brennereihefen vergoren, was zu saisonal einzigartigen Batches führen soll. Diese werden später zu Vintages, also Jahrgangsabfüllungen, verheiratet. Interessant wäre sicher auch eine Einzelsaison-Abfüllung. Die Brennerei verwendet nicht wie üblich Porteus oder vergleichbare Mühlen. Sie arbeitet stattdessen mit einer Hammer Mill – einer Mühle, die feineres Mahlgut für den Maischeprozess produziert. Dies ist nötig, da InchDairnie mit einem seltenen Meura Mash Filter anstatt einer traditionellen Mash Tun arbeitet. Nur die Brennerei Teaninich geht noch einen derartigen Weg zur Gewinnung der Stammwürze. Die Brennerei verspricht sich eine klarere Würze, was später die fruchtigen Aromen in der Vergärung verstärken soll.

Auch bei der Destillation wird bewusst von traditionellen Methoden abgewichen . Die beiden Pot Stills stammen aus der italienischen Kupferschmiede Frilli. Den beiden Brennblasen ist darüber hinaus eine sogenannte Lomond Still zur Seite gestellt. Die Lomond Still ist eine Art Hybrid-Brennblase aus klassischer Copper Pot Still und Column Still. Sie enthält einige Kupferplatten, durch die das Destillat beeinflusst werden kann. Diese experimentelle Brennblase wurde bislang aufgrund des Aufwands meist wieder aufgegeben. Scapa war bislang die einzige Brennerei, die mit einer Lomond Still arbeitet. Nun hat auch InchDairnie die Lomond Still in seinen Prozess integriert. Dies geschieht jedoch ausschließlich für die Präzisionsdestillation und nicht für die tägliche Produktion ihrer Single Malts. Dieser Ansatz ermöglicht eine spezialisierte Destillationstechnik, die die Qualität und den Charakter des Whiskys weiter verbessert.

Geschichte

Ian Palmer blickt auf eine lange Karriere in der Whisky-Industrie zurück. Vor der Gründung der InchDairnie Brennerei war er Chef Manager für Glen Turner, einer Single Malt Marke ohne Brennerei-Angabe unter dem französischen Konzern La Martiniquaise, dem auch Glen Moray in der Speyside gehört. In dieser Zeit erkannte Ian Palmer eine Chance in der „Massenproduktion“ für die großen Blended Marken. Aufgrund der Knappheit von Malt-Whisky-Reserven wurden die Lieferanten zunehmend zurückhaltend bei der Herausgabe ihrer Fässer. Selbst die Malt Whisky Brennereien aus der zweiten und dritten Reihe schienen diesem Trend zu unterliegen. Mit einer Kombination aus privaten Investoren, staatlicher Förderung und eigenem Kapital brachte Ian Palmer das Projekt zielstrebig auf den Weg.

Im Februar 2011 wurde daher John Fergus & Company gegründet. Ziel war es, auf dem Gelände einer historischen Mühle eine Brennerei zu errichten. Dieser Plan wurde allerdings verworfen, da Überschwemmungsgefahr bestand. Der Bau der Brennerei begann schließlich auf einem Teil des InchDairnie-Anwesens im Juli 2014. Am Ende des nächsten Jahres wurde die Destillation daraufhin unter dem Namen InchDairnie Distillery begonnen.

Momentan empfängt die Brennerei keine Besucher und hat folglich weder einen Shop noch ein Besucherzentrum.