Scotch vs. Bourbon - Die 8 wesentlichen Unterschiede

Scotch und Bourbon sind die wohl berühmtesten Whisky- bzw. Whiskeysorten und sind fast Jedem und Jeder ein Begriff. Doch was genau unterscheidet Scotch Whisky und Bourbon Whiskey? Die 8 wichtigsten Unterschiede finden Sie hier. 

Der erste Unterschied: Die Herkunft von Bourbon & Scotch 

Beide Whisky- bzw. Whiskeysorten sind geschützte Herkunftsbezeichnungen und unterliegen somit den länderspezifischen Gesetzgebungen für die Herstellung der Spirituose. Sie dürfen nirgendwo anders auf der Welt hergestellt werden.

Wie der Name Scotch schon vermuten lässt, darf dieser Whisky ausschließlich in Schottland produziert werden. Hierzu zählen sämtliche Schritte der Herstellung von Scotch. Sowohl Destillation, als auch Lagerung und Abfüllung müssen in Schottland erfolgen. Einer der beliebtesten Scotch Whiskys ist der Johnnie Walker Black Label 12 Jahre. Der Whisky überzeugt mit seinen leichten Rauchnoten, Aromen von Vanille und knackigen Äpfeln.

Bourbon darf nur in den USA hergestellt werden. Ja, Sie haben richtig gelesen, in den gesamten USA und nicht nur Kentucky. Das Gerücht, dass Bourbon nur in Kentucky hergestellt werden darf, hält sich vielleicht deshalb so hartnäckig, da noch immer der Großteil aller Bourbons in Kentucky entsteht. Steht auf einer Flasche "Kentucky Straight Bourbon", muss der Whiskey jedoch zwingend aus Kentucky kommen. Typische Beispiele sind der Bulleit 10 Jahre Kentucky Straight Bourbon und Elijah Craig Small Batch.

Der zweite Unterschied: Das verwendete Getreide

Für Scotch und Bourbon werden traditionell unterschiedliche Getreidesorten für die Herstellung verwendet. Der Grund dafür liegt schon einige Jahre zurück. So wurde Whisky bzw. Whiskey früher aus dem Getreide gebrannt, welches in der unmittelbaren Umgebung der Destillerien verfügbar und somit leicht zugänglich war.

Scotch wird in Grain und Malt Whiskys unterteilt. Bei Grain Whiskys können verschiedene Getreidesorten verwendet werden. Meist Weizen, Mais oder Roggen. Malt Whiskys, wozu auch die allseits beliebten Single Malts zählen, dürfen nur aus gemälzter Gerste hergestellt werden. Sie wollen ein paar Empfehlungen für den Einstieg in die Welt des Single Malts? Lesen Sie unseren Artikel Tipps für Whisky-Einsteiger.

Bei Bourbon Whiskey muss Mais den Großteil der Getreidemischung ausmachen. Die Getreidezusammensetzung bezeichnet man als "Mash Bill". Demnach müssen Straight Bourbons einen Anteil von mindestens 51% Mais in der Mash Bill haben. Weitere Bestandteile der Mash Bill sind meistens Roggen und ein kleiner Anteil Gerste. Bourbons mit einem hohen Roggenanteil nennt man "High Rye Bourbons". Sie zeichnen sich durch köstliche Gewürzaromen aus. Oft finden Sie Aromen von Nelken, Pfeffer und Ahornsirup in diesen Whiskeys. Beispiele dafür sind der Wild Turkey 101 und der Four Roses Single Barrel.
Es gibt auch Bourbons, die neben Mais einen hohen Weizenanteil enthalten. Diese Bourbons bezeichnet man als Wheated Bourbons. Sie sind leichter und süßer, als die Vertreter mit hohem Roggenanteil. Kosten Sie als typische Vertreter Makers Mark oder den Larceny Kentucky Straight Bourbon.

Der dritte Unterschied: Die verwendeten Stills bei der Destillation

Auch in Sachen Brennmethode, bzw. Art der Destillation gibt es traditionelle Unterschiede bei Scotch und Bourbon.

Single Malt Scotch Whisky wird in der Regel zweifach gebrannt, zuerst in der Wash Still und dann in der Spirit Still. Schottland unterscheidet bei der Destillation klar zwischen Grain und Malt Whiskys. Während Grain Whiskys kontinuierlich in großen Column Stills destilliert werden, werden die Malt Whiskys in Pot Stills aus Kupfer gebrannt, die für jeden Brennvorgang erneut befüllt werden müssen. 

Bourbon wird in aller Regel kontinuierlich in Column Stills gebrannt. Pot Stills kommen seltener zum Einsatz. Mittlerweile gibt es auch in den USA Brennereien, die amerikanischen Single Malt herstellen, wie etwa Westward. Wie so oft bestätigen hier Ausnahmen die Regel.

Der vierte Unterschied: Die Beschaffenheit der verwendeten Fässer

Scotch Whisky und Bourbon Whiskey reifen beide in Eichenfässern. 

Allerdings wird bei schottischem Scotch meist auf Fässer zurückgegriffen, die zuvor eine andere Spirituose beheimateten. In den meisten Fällen kommen amerikanische Bourbon-Barrels zum Einsatz. Diese werden oft zu Hogsheads umfunktioniert, also leicht vergrößert. Scotch Whisky aus Ex-Bourbonfässern schmeckt oft würzig-süß und zeigt oft Aromen von Vanille und Honig. Unser Tipp: Glencadam 10 Jahre. Aber auch der Einsatz von spanischen Sherryfässern, Wein- oder Portweinfässern und sogar Rumfässern ist möglich. Seit 2019 ist offiziell außerdem der Einsatz von beispielsweise Tequilafässern denkbar. Auch das Verwenden von verschiedenen Fässern nacheinander ist zulässig, genauso wie das Mischen von verschieden gereiften Whiskys. Hier ein paar Empfehlungen zu den verschiedenen Fasstypen:

Unser Tipp für Whisky aus dem Sherryfass: Blended Malt Sherry The Classic Range (Berry Bros and Rudd)

Unser Tipp für Whisky aus dem Portweinfass: Glenmorangie 14 Jahre Quinta Ruban

Unser Tipp für Whisky aus dem Weinfass: Nc'nean Single Malt Whisky

Unser Tipp für Whisky aus dem Rumfass: Glenfiddich 21 Jahre Gran Reserva Rum Cask Finish

Beim Bourbon ist das Ganze etwas strenger gehalten: Hier dürfen nur neue & frisch ausgebrannte Fässer verwendet werden. Durch das Ausbrennen, welches meist in vier verschiedene Grade unterteilt wird, werden die für Bourbon typischen Vanille- und Karamellnoten freigesetzt. Die verwendeten Fässer werden American Standard Barrels genannt und fassen ca. 200 Liter. 

Der fünfte Unterschied: Die Reifezeiten von Scotch und Bourbon 

Auch bei der Reifezeit unterscheiden sich Scotch und Bourbon. 

Scotch muss mindestens 3 Jahre in den Eichenholzfässern reifen, bevor er sich in Schottland (und der EU) Whisky nennen darf.

Bei Straight Bourbon Whiskey ist es etwas komplizierter. Es gilt eine Mindestreifezeit von 2 Jahren. Reift der Bourbon weniger als 4 Jahre, muss das Alter auf dem Label der Flasche ausgewiesen werden. Daher sind alle Straight Bourbons ohne weitere Angaben mindestens 4 Jahre alt.

Der sechste Unterschied: Das Klima in Schottland und den USA

Der Einfluss des Klimas auf den Geschmack ist bei Whisky bzw. Whiskey enorm. Die Fassreifung wird zu großen Teilen durch das außen herrschende Klima beeinflusst und wirkt somit stark bei dem Geschmack mit.

Schottland ist vergleichsweise kühl und feucht. Die Temperaturschwankungen im Verlauf eines Jahres sind gering. Dieses Klima ist für die Fassreifung des Scotchs optimal. Der Whisky dehnt sich im Sommer nicht so stark in die Fasswände aus und muss somit im Winter auch nicht wieder stark zurückgehen, sodass die Fassreifung konstant, aber recht langsam erfolgen kann. Die Schotten lassen, nicht zuletzt wegen der gebrauchten Fässer, ihren Whisky gerne viele Jahre und gar Jahrzehnte reifen. 10, 12, 18 und gar über 25 Jahre sind keine Seltenheit beim Scotch Whisky.

Da Kentucky die Hauptregion der Bourbon-Herstellung ist, sehen wir uns das Klima dort doch mal genauer an. In Kentucky sind die Temperaturschwankungen im Jahresverlauf enorm. Kühle Winter und heiße, trockene Sommer sind dort Programm. Somit passiert in Kentucky, was in Schottland nicht passiert. Der Whiskey dehnt sich im Sommer in die Fasswände aus, nimmt dort die Fassaromen auf und geht im Winter wieder zurück. Dies sorgt dafür, dass die Spirituose schneller reift. Das Fass arbeitet durch die Temperaturschwankungen intensiver und so wird der Whiskey oft nach 4 - 10 Jahren aus dem Fass geholt. Da Bourbon in frischen Fässern reift, die schneller Aromen abgeben, als gebrauchte Fässer, ist dies auch nötig. Zu schnell würde sonst das Fass überhand gewinnen. 

Angel's Share: 
Übersetzen kann man Angel's Share mit "Schluck für die Engel". Damit ist der Anteil des Whiskys gemeint, der während der Fassreifung verdunstet und somit verloren geht. 
In Schottland gehen bei der Reifung des Scotchs ca. 1-2% des Destillats pro Jahr verloren. Der Alkoholgehalt nimmt ab.
In Kentucky geht deutlich mehr Whiskey verloren, da der Angel's Share bei stärkeren Temperaturschwankungen zunimmt. Jedoch verdunstet hier, im Gegensatz zu der Scotch-Reifung, in der Regel mehr Wasser als Alkohol. Der Alkoholgehalt kann bei Bourbon somit sogar ansteigen. 

Der siebte Unterschied: Die erlaubten Zusatzstoffe bei der Abfüllung 

Scotch Whisky darf der geschmacksneutrale Farbstoff Zuckerkulör (E150) zugesetzt werden, um eine einheitliche Farbe des Whiskys zu gewährleisten. Das ist der einzige zugelassene Zusatzstoff für den beliebten schottischen Whisky. Viele Whiskyfans bevorzugen allerdings gänzlich natürlichen Whisky. In unserer Kategorie "Whisky ohne Farbstoff" finden Sie eine große Zahl ungefärbter Whiskys.

Bei Straight Bourbon dürfen keinerlei extra Farbstoffe und Aromen hinzugegeben werden. Hier sind Sie in dieser Hinsicht auf der sicheren Seite.

Der achte Unterschied: Der Geschmack von Scotch und Bourbon

Jeder, der schon einmal Scotch und Bourbon probiert hat, weiß, dass man die beiden Spirituosen geschmacklich nicht vergleichen kann. Sie unterscheiden sich im Geschmack erheblich. 

Das Geschmacksspektrum von Scotch Whisky ist groß. Entscheidend ist vor allem die Fasswahl für die Reifung, aber auch die Whisky-Sorte, also ob es sich um Single Malt, Blended Malt etc. handelt. 70-80% des Geschmacks macht die Reifung in Eichenholzfässern aus. In Schottland hängt der Geschmack stark von der Region ab und ob das Malz getorft ist oder nicht. Sie suchen nicht-rauchigen Whisky, schauen Sie sich in der Speyside-Region um. Wenn Sie stark rauchige Single Malts suchen, ist Islay Whisky das Richtige für Sie. In unserem großen Scotch Whisky E-Book erfahren Sie alles weitere über die Unterschiede der Regionen und vieles mehr.

Bourbon weist in den meisten Fällen Aromen von Karamell und Vanille vor, für welche die Fassreifung maßgebend ist. Aber auch die Getreidemischung hat einen beträchtlichen Einfluss auf den Geschmack. Neben dem mindestens 51%-großen Maisanteil kommen häufig auch Roggen oder Weizen mit in die Mash Bill. Jedes Getreide beeinflusst und verändert den Charakter des Endproduktes. Rauch finden Sie bei Bourbon hingegen nicht.