Englischer Whisky

Schottlands Nachbarn hat die Lust an der Whisky-Produktion gepackt. Englischer Whisky ist stark im Kommen und braucht sich nicht mehr hinter seinen schottischen Nachbarn zu verstecken. Kosten Sie die Single Malts der Cotswolds Distillery und machen Sie sich selbst ein Bild!

Englischer Whisky Hintergrund

Englischer Whisky ist eine Art Enigma der Whisky-Welt. Einerseits kann man England mit beinahe gutem Gewissen zu den "neuen" Whisky-Nationen, wie etwa Schweden und Taiwan, zählen. Taiwanesischer Whisky und Schwedischer Whisky sind heute international beliebt und renommiert und das ohne jahrhundertealte Tradition. Und doch ist England sowohl geografisch, als auch kulturell enger mit den Whisky-Nationen Irland und Schottland verbunden, als jedes andere Land. So ist es bei genauerem Hinsehen eigentlich verwunderlich, dass es über mehr als 100 Jahre keine Whisky-Destillerien in England gab. Womöglich saß man einfach zu nah an der Quelle, um auf die Idee einer eigenen englischen Whisky-Produktion zu kommen. England ist eher für sein Faible für Gin bekannt, wenngleich Whisky hier ebenso selbstverständlich getrunken wird. Seit der Jahrtausendwende beobachten wir jedenfalls ein stetiges Wachstum der englischen Whisky-Szene, die mit der Produktion von Hicks & Healey 2003 und dem Bau der St George's Distillery 2006 in Norfolk ihren Anfang nahm. Weitere Brennereien haben sich bislang etablieren können, wie die Cotswolds Distillery und die Lakes Distillery im Norden des Landes. England hat umfassendes Knowhow in direkter Nachbarschaft und neben dem reichen Getreidevorkommen eine weniger strenge Gesetzgebung als die Schotten in Sachen Whisky. Die Zukunft sieht gut aus für den englischen Whisky.  

Stil

Wie schmeckt englischer Whisky? Bislang befindet sich der englische Whisky noch in der Findungsphase. Es gibt nur eine Handvoll Brennereien mit ausgereiftem Whisky. Diese weisen von leicht, fruchtig und cremig bis nussig und torfrauchig ein weites Aromenspektrum auf. 

Herstellung

England und Schottland teilen sich nicht nur ein gemeinsames Klima, sondern auch eine gemeinsame Getreideproduktion. Ein großer Teil des schottischen Gerstenmalzes wächst in Südengland heran. England unterliegt bislang den europäischen Regularien zur Whisky-Produktion. Gegenüber den strengen schottischen Regeln haben die Engländer etwas mehr Freiheit in der Produktion. Die Verwendung verschiedener Getreidesorten für den Begriff des "Malt Whiskys" gehört dazu, so konnte die Adnams Distillery einen "Triple Malt" veröffentlichen. Der Malt Whisky besteht aus Malz, das aus Gerste, Hafer und Weizen hergestellt wurde. Der Großteil der englischen Whisky-Produktion orientiert sich bei der Herstellung von Single Malt Whisky an den Schotten. Viele Destillerien haben sich die teuren, aber bewährten kupfernen Pot Stills angeschafft, die das Markenzeichen des schottischen Single Malts geworden sind. So brennen die Pioniere der English Whisky Company und die Shooting Stars der Cotswolds Distillery auf den klassischen Kupfer-Brennblasen. Auch die Lakes Distillery im wunderschönen Lake District von Cumbria, in direkter Nachbarschaft zu Schottland, hat sich für den Königsweg entschieden. Viele englische Brennereien schlagen progressivere Pfade ein. Sie brennen auf Hybrid-Brennblasen wie Adnams, Chase oder die Isle of Wight Distillery. Auch die, in der Craft Distilling Szene beliebten, Alembic Stills kommen bei der Bimber Distillery und Dartmoor Distillery zum Einsatz. Brennereien wie Eden Mill in Schottland oder Stauning in Dänemark haben bereits große Erfolge damit feiern können. Bei der Fassreifung ist man zwar nicht, wie die Schotten, auf Eichenholz limitiert. Jedoch vertraut man auch in England vorwiegend auf die Qualität des bewährten Holzes. Zur Reifung des Whiskys kommen vorwiegend Fässer aus amerikanischer Weißeiche zum Einsatz, die zuvor amerikanischen Bourbon Whiskey enthielten. Dies unterstützt den süßen und leichten Charakter vieler englischer Whiskys. Aber auch die intensiveren Sherry-, Port- und Weinfässer werden hie und da eingesetzt, um dem Whisky einen fruchtigeren Touch zu verleihen (mehr über Fassreifung unter Whisky und das Fass).

Eine Auswahl englischer Whisky Destillerien:

St George's - The English Whisky Company (gegründet 2006): Die English Whisky Company ist ein kleines Familienunternehmen mit einer Destillerie in Norfolk, im Süd-Osten Englands. Die St George's Distillery ist gänzlich auf die Produktion von Single Malt Whisky ausgelegt. Sie brennt nicht-rauchigen und rauchigen Whisky nach schottischem Vorbild. Die Brennerei destilliert auf Kupferbrennblasen aus dem Traditionshaus Forsyths in Schottland. 

Adnams Copper House Distillery (gegründet 2010): Die berühmten Bier-Brauer von Adnams bauten 2008 eine Brennerei auf ihrem Brauerei-Gelände. Die Brennerei produziert Gin, Vodka, Whisky und Absinth. Gebrannt wird auf einer Hybrid-Brennblase. Adnams experimentiert mit unterschiedlichen Getreidemalz-Sorten, wie Hafter und Weizen neben der klassischen Gerste. 

The London Distillery Company (gegründet 2012): Die Brennerei ist die erste Whisky-Destillerie in London seit der Schließung der Lea Valley Distillery 1905. Die Brennerei produziert etwa 50:50 Gin und Whisky. Bei der Whisky-Produktion wird neben Single Malt auch Rye Whisky hergestellt. 

Lakes Distillery (gegründet 2014): Die Lakes Distillery hat vielleicht das schönste Besucherzentrum Englands. Sie punktet auch mit dem pittoresken Lake District, in dem die Brennerei gelegen ist. Die Brennerei hat zwei klassische Pot Stills und eine Gin Still. Hier werden Gin und Vodka hergestellt und einen Blended Whisky namens "The One". Die Brennerei hat die Drei-Jahres-Marke überschritten und kann nun legalen Single Malt Whisky abfüllen. 

Cotswolds Distillery (gegründet 2014): Die Cotswolds Distillery ist eine der vielversprechendsten Whisky-Brennereien Englands. Die Destillerie erhielt Starthilfe von Whisky-Ikone Dr. Jim Swan und brennt auf klassischen Pot Stills aus dem Hause Forsyths. Sie liegt in der gleichnamigen Region, die als "Area of Outstanding Natural Beauty" gekennzeichnet ist und zu den schönsten Gegenden Englands zählt. Die Gerste für den Single Malt stammt von lokalen Farmen und wird noch traditionell auf Floor Maltings gemälzt. Ein englischer Whisky aus 100% Handarbeit. 

Englischer Whisky im Test

Sie möchten hochwertigen englischen Single Malt Whisky probieren? Dann empfehlen wir Ihnen die Abfüllungen der Cotswolds Distillery, wenn Sie nach nicht rauchigem Whisky suchen. Für Fans von getorftem Whisky schlagen wir eine rauchige Variante der English Whisky Company vor. Beide Brennereien zeichnen sich durch viel Liebe zum Detail und einem hohen Qualitätsanspruch aus. 

Geschichte

Bereits im 19. Jahrhundert gab es eine kleine Zahl Whisky Destillerien in England. Alfred Barnard erwähnt diese in seinem Buch "The Whisky Distilleries of the United Kingdom" 1887. Keine dieser Brennereien hat als Marke oder Destillerie überlebt. Die Letzte, die ihre Produktion einstellte, war die Lea Valley Distillery in London 1905. Knapp 100 Jahre später begann die Cider Farm Healeys neben Spirituosen wie Brandy und Eau De Vie auch Whiskey herzustellen. Auf dem Papier dürfen Sie sich daher wohl als die "ersten" modernen Whiskey-Produzenten Englands sehen. Eine wirklich nennenswerte Produktion mit dem Fokus auf Single Malt Whisky startete aber erst mit der English Whisky Company in Norfolk 2006. Deren St George's Distillery ist die erste Malt Whisky Destillerie in England seit Schließung der Lea Valley Distillery. Erst in den Folgejahren nach 2010 folgten in England weitere Destillerie-Projekte mit einer Teil-Produktion von Whisky. Wichtige Brennereien mit einem Fokus auf Single Malt Whisky sind heute die Cotswolds Distillery und die Lakes Distillery.