Rauchiger / torfiger Whisky

Wenn Single Malts als Charakterköpfe unter den Whiskysorten gelten, dann sind rauchige Single Malts die wohl eigenwilligsten unter diesen Charakterköpfen. Doch Rauch ist nicht gleich Rauch. Es gibt viele feine Unterschiede. Hier finden Sie eine breite Palette an rauchigen Whiskys aus aller Welt. 

Unsere Empfehlung: Probieren Sie unseren maritimen, vanillesüßen und lecker-rauchigen whic Islay Single Malt Whisky oder das Rauch-Monster Probierset .

Rauchiger / torfiger Whisky Hintergrund

Wenn Single Malts als Charakterköpfe unter den Whiskysorten gelten, packen ihre rauchigen Vertreter wohl noch eine Schippe in Sachen Eigenwilligkeit oben drauf. Doch Rauch ist nicht gleich Rauch. In der weiten Welt des Whiskys gibt es viele feine Unterschiede. In der Regel sorgt Torf, im Englischen "Peat" genannt, für das rauchige Aroma. So finden wir auf schwer rauchigen Single Malts oft die Angabe "heavily peated" oder "peated" als Beinamen. Wer also nach rauchigem Whisky oder eben Peated Whisky sucht, sollte nach diesen Begriffen Ausschau halten. Wenn Gerstenmalz über Torffeuer gedarrt wird, erhält das Malz den intensiven rauchigen Charakter. Viele Genießer lieben die schweren Aromen, Andere wiederum empfinden es als unangenehm.

Vielleicht haben Sie auch in Whiskys rauchige Aromen gefunden, die nicht über Torffeuer gedarrt wurden. Das liegt an den Assoziationen die unser Gehirn beim Versuch abruft, ein Aroma zu identifizieren. Oft wird eine deutliche Eichen-Note als "rauchig" befunden, da wir den Geruch von trockenem Holz und Feuer miteinander verbinden. Bei der subjektiven Zuordnung, ob ein Aroma als rauchig beschrieben wird, gibt es keine „falschen“ und „richtigen“ Aussagen. Lediglich über die Herkunft der Aromen können wir Klarheit schaffen. So stoßen wir manchmal auf die Annahme, die rauchigen Aromen im Whisky hätten ihren Ursprung in der Praxis des Ausbrennens der Fässer. Besonders Fässer in denen amerikanischer Bourbon Whiskey reift, werden innen stark ausgebrannt und erhalten so eine Kohleschicht. Dies ist jedoch nicht die Quelle rauchiger Aromen. Wenn ein Fass rauchige Aromen abgibt, stammen diese aus dem Holz. Auch intensive Sherryfässer aus europäischer Eiche können durch ihre Tannine Aromen von Tabak und Ähnlichem in den Whisky abgeben, die uns an Rauch erinnern. Es gibt also verschiedene Gründe, warum wir "Rauch" als Aroma riechen oder schmecken. Im Folgenden beschränken wir uns einfachheitshalber auf Whiskys, die mit Torfrauch produziert wurden und somit Torf-Rauch-Aromen enthalten. Der Begriff „rauchig“ wird im Folgenden als Synonym für „torf-rauchig“ verwendet.

Herstellung

Was heute als Torf gestochen und für die Whiskyproduktion verwendet wird, ist über viele tausend Jahre entstanden. Torf ist ein Sediment aus pflanzlichem Material, das durch Luftabschluss über einen langen Zeitraum konserviert und somit zum Teil erhalten bleibt. Dieser Prozess findet sowohl in den Hochmooren des schottischen Festlands als auch in den Mooren der vorgelagerten Inseln statt. Torf besteht aus einer Vielzahl von unterschiedlichen pflanzlichen Bestandteilen wie Wurzeln, Gräsern, Heidekräutern und Moosen, in Küstennähe auch Algen. Ein Stück Torf ist also weit mehr als „ein Stück Dreck“. Es ist eine Zeitkapsel, die für uns pflanzliche Zutaten und deren Aromen über tausende Jahre konserviert hat! Aufgrund dieser äußerst komplexen Zusammensetzung wird die Verwendung von Torf in der Whisky-Produktion nach wie vor als künstlerisches Handwerk angesehen. Auch der Schutz der Moorlandschaften ist im Interesse der Whisky-Industrie. Diese fungieren nämlich als natürliches Filtersystem für Wasser. Und so profitieren die Whisky-Produzenten nicht nur vom Torf, sondern auch vom sauberen Wasser. Umweltexperten bescheinigen der Whisky-Industrie einen nachhaltigen Umgang, während andere Wirtschaftszweige weniger umsichtig mit dem braunen Gold umgehen. 

Die Abgabe von Aromen aus dem Torf in das Malz ist Feinarbeit. Es ist daher kein Zufall, dass die wenigen Brennereien mit eigenen Mälzböden und Darren diejenigen sind, die großen Wert auf ihr torf-geräuchertes Malz legen.

Drei dieser Brennereien sind auf der Hebrideninsel Islay zu finden, die ein Eldorado für Fans rauchiger Whiskys darstellt. Laphroaig, Bowmore und Kilchoman mälzen und darren noch von Hand. Nur etwa 15 - 20 % des benötigten getorften Malzes kann so produziert werden. Dennoch ist es den Brennereien offenbar die Mühe wert und hat entscheidenden Einfluss auf das torfrauchige Aroma ihres Malzes. Einzig das Traditionsunternehmen Springbank in Campbeltown mälzt noch selbst, bezahlt dies womöglich mit einer sehr begrenzten Produktion. Auch für die weniger rauch-intensiven Brennereien Highland Park und Balvenie sind die eigenen Kilns vor Ort ein wichtiger Bestandteil der Whisky-Herstellung.

Herkunft & Terroir

Aufgrund des regionalen Einflusses und der unterschiedlichen Zusammensetzung sind rauchige Whiskys richtige Repräsentanten ihres Terroirs. Je nach Herkunft des Torfes, finden wir demnach unterschiedliche Aromen im Whisky. Torf von der Insel Islay hat beispielsweise einen Anteil Algen, was möglicherweise den maritimen Rauch in allen Islay Whiskys erklärt. In der Speyside und anderen Highland Regionen finden sich eher Bestandteile von Wäldern und deren Vegetation wieder also Holz, Wurzeln, Moose und dergleichen. Highland Park auf den Orkneys sticht sein Torf vom Hobbister Hill, das eine hohe Konzentration Heidekraut enthalten soll. So trägt Torf den Fingerabdruck jeder Region in sich.

In weiten Teilen der schottischen Highlands und den Inseln war Torf über Jahrhunderte das einzige Heizmaterial. Es wurde von den „Peat Bogs“, den Torfmooren per Hand gestochen und getrocknet. Eine schwere körperliche Arbeit, die noch heute von einigen Wenigen per Hand erledigt wird. Zwar gibt es mittlerweile auch maschinelle Torfstecher, diese produzieren aber gepressten Torf, der sich schwerer verbrennen lässt. Laphroaig auf der Insel Islay besteht beispielsweise noch heute darauf, einen Teil ihres Torfs per Hand zu stechen. Die Mitarbeiter sind überzeugt: Nur so erhalten sie die Laphroaig-typischen Aromen. Doch hier sollten wir uns keine Illusionen machen. Ein Großteil, über 80 % des verwendeten Malzes, stammt in jeder großen Whisky-Brennerei aus industriellen Maltings. Im Fall der Islay-Brennereien sind es die Port Ellen Maltings, die nach Vorgaben der Whisky Destillen das Malz torfräuchern. Die Brennereien werden dafür mit einer hohen konstanten Qualität des Torfmalzes belohnt, was bei manuellem Mälzen viel schwerer zu erreichen ist. 

Bei den wenigen Brennereien, die das Mälzen und Darren noch zum Teil selbst erledigen, finden sich feine Unterschiede. Der Prozess des Mälzens wandelt die Stärke der Gerste in Zucker um, aus dem später durch Fermentation Alkohol gewonnen wird. Die Übertragung des Torf-Rauchs findet während des Darrens statt. Dieser Trocknungsprozess ist notwendig, um das junge Malz am weiteren Austreiben zu hindern und somit den Zucker im Korn zu erhalten. Traditionell geschah dies in den "Kilns" den Darren der Brennerei. Diese sind bei den meisten alten Malt Whisky Destillerien noch an den schönen Pagodendächern zu identifizieren, die zum Symbol für Malt Whisky geworden sind. So finden wir sie beispielsweise auf den Straßenschildern in der schottischen Speyside wieder, die den Weg des "Malt Whisky Trails" anzeigen. 

Darren vs. Räuchern

Es ist ein gängiges Missverständnis, dass nicht-rauchiger Whisky über Kohle und rauchiger Whisky ausschließlich über Torf gedarrt wird. Doch auch das Malz für torf-rauchigen Whisky wird zum Teil über Kohle getrocknet. Das Räuchern wird zusätzlich zum Darren getätigt, um die rauchigen Aromen zu übertragen. Dabei hat auch hier jede Brennerei ihre Eigenheiten. Laphroaig beispielsweise torfräuchert das noch feuchte „Green Malt“, während Bowmore zuerst darrt und zwischendurch räuchert. Die entstehenden Aromen sind der Kunstfertigkeit der Brennereiarbeiter zu verdanken. 

Rauch aus Fässern - Ex-Peated Casks

Es gibt noch eine weitere Möglichkeit die Torf-Rauch-Aromen in den Whisky zu bringen. Durch die Reifung in Fässern, die zuvor stark rauchigen Whisky enthielten, können die Aromen ebenfalls in den neuen Whisky gelangen. Diese Methode ist vergleichsweise neu, findet aber zunehmend Anklang. Beispiele sind der Glenrothes Peated Cask Reserve, Glenlivet Nadurra Peated Batch und der Penderyn Celt.

Torfaromen im Wasser?

Die Wasserquelle für einen Single Malt wird seit Generationen in Ehren gehalten und viele Brennereien hüten diese wie ihren Augapfel. Oft kaufen sie das Land um die Quelle herum, um diese effektiv vor Verunreinigung schützen zu können. Es wird gern von „reinem Quellwasser“ gesprochen, das ideal für die Whiskyproduktion geeignet sei. Hin und wieder stoßen wir auf den Hinweis von „peaty water“ also torfigem Wasser. Entgegen der naheliegenden Vermutung sorgt dieses Wasser aber nicht für torfige oder gar rauchige Aromen im Whisky. Den größten Einfluss hat Wasser laut Whisky Experte Charles Maclean in der Vergärung, wo es die Bakterien und Hefe beeinflusst. Torfiges Wasser hat einen niedrigeren PH-Wert als ungetorftes Wasser. Dies kann sich unter Umständen positiv auf die Fermentation auswirken. Da die rauchigen Aromen aber bei der Verbrennung von Torf entstehen, ist eine Übertragung von Rauch-Aromen durch torfiges Wasser nicht möglich.

Maßeinheit PPM

Kann man den Rauchgehalt im Whisky messen?

Der Rauchgehalt im Malz kann mit „(phenols) parts per million“ (ppm) gemessen werden, also dem Anteil der Phenole im Malz. Hier wird gern der ppm Gehalt des Malz und der des Whiskys durcheinander geworfen. Sprechen wir beispielsweise von „50 ppm“ bei Ardbeg, so entspricht diese Zahl dem Phenol-Gehalt im Malz. Der Rohbrand der Brennerei hat nur rund 25 ppm die darüber hinaus über die Jahre der Reifezeit weiter abgebaut werden. Die gängigen ppm Zahlen entsprechen also meist dem Rauchgehalt des Malzes, nicht des Whiskys. Zwar kann man grob sagen „mehr ppm entspricht stärkeren Rauch-Aromen im Whisky“, doch auch hier bestätigen Ausnahmen die Regel. Sie werden sicherlich im Laufe Ihrer Genießer-Karriere auf Whiskys mit ähnlicher ppm Zahl treffen, die sehr unterschiedlich rauchig ausfallen. Die Fähigkeit Phenole wahrzunehmen ist ebenfalls begrenzt. Die Brennerei Bruichladdich produziert mit dem „Octomore“ den torfigsten und rauchigsten Whisky der Welt, der mittlerweile schwindelerregende 300 ppm erreicht hat. Ist dieser Rekord-Whisky mehr als 10-mal so rauchig wie ein Malt Whisky aus der Brennerei Bowmore? Zum Glück nicht! Die ppm können also lediglich als grobe Orientierung dienen. Verlassen Sie sich nicht blind auf die Zahlen und trauen Sie lieber Ihrer eigenen Nase. 

Hier eine Liste der gängigen Brennereien mit ihrem Rauchgehalt in ppm:

Ardmore: 10 – 15 ppm

Highland Park: 20 ppm

Bowmore: 25 – 30 ppm

Talisker: 25 – 30 ppm

Caol Ila: 30 – 35 ppm

Lagavulin: 35 – 45 ppm

Laphroaig: 40 ppm

Kilchoman: 50 ppm

Ardbeg: 55 ppm

Octomore: 80 – 309 ppm

Tipps für die Verkostung rauchiger Whiskys

Torfrauch ist eines der intensivsten Aromen, die wir im Whisky finden können. Für das Aroma verantwortlich sind Phenole, eine äußerst widerspenstige Verbindung. Sie kennen Phenole sicher bereits aus dem Alltag. Nach einer Nacht am Lagerfeuer oder am Grill riecht unsere Kleidung noch am nächsten Tag nach Rauch! Und so ist es nicht verwunderlich, dass Whiskys mit Torfrauch ein langes Finish haben und noch Stunden nach dem Genuss nachhallen. Es ist daher bei einem Tasting oder einer Verkostung mehrer Whisky hintereinander sinnvoll, die rauchigen Whiskys für den Schluss aufzuheben. Denn die Phenole decken gerne leichtere, feinere Aromen ab. Somit können ungetorfte Whiskys schnell an Komplexität verlieren, wenn sie nach einem „Raucher“ genossen werden.

Zur Verkostung von rauchigem Whisky sei angemerkt, dass sich unsere Nase mit der Zeit an den dominanten Torfrauch gewöhnt. Nach dem ersten Schluck werden Sie bereits merken, dass sie in der Nase und im Geschmack hinter dem Torfrauch weitere Aromen identifizieren können. So machen rauchige Whiskys oft auch denjenigen große Freude, die zuerst vom intensiven Charakter abgeschreckt sind. Haben Sie also keine Scheu, sich auch einmal an einen rauchigen Whisky zu wagen!


Wichtige Marken rauchiger Whiskys

Highland Park  – Der sanfte Wikinger

Möchten Sie sich langsam an das Thema Torfrauch herantasten, so bietet der zart-rauchige Highland Park 12 Jahre von den Orkney Inseln einen tollen Einstieg in die Welt der rauchigen Whiskys. Hat man einmal das raue Klima der Orkneys zu kosten bekommen, wirkt dieser Whisky aus Heidekraut, Honig und leichten Sherry-Noten beinahe verhalten. Ein echter Schmeichler unter den Rauchern!

Talisker – Made by the sea

Deutliche Rauchnoten und einen würzig-maritimen Charakter mit Iod und Algennoten finden Sie dagegen bei Talisker auf der Insel Skye. Möchten Sie einen Whisky mit einem mittleren Rauch-Gehalt und einer Meeres-Brise probieren, empfehlen wir Ihnen den Talisker 10 Jahre. Eine echte Bank und ein herausragender Standard. Verewigt als "The king o' drinks" in "The Scotsmans's Return From Abroad" von Robert Louis Stevenson. 

Bowmore – Der Gentleman von Islay

Ganz klar, wer Torfrauch liebt, der muss nach Islay. Sie möchten sich der legendären Insel der Torf-Raucher vorsichtig nähern? Oder gleich länger verweilen? Bowmore bietet Ihnen beides. Autor Iain Banks schreibt in seinem Buch „Raw Spirit“ mit einem Augenzwinkern, man solle sich ernsthaft überlegen, ob man sein Geld nicht mit Whisky vergeude, würde man keinen Bowmore finden in den man sich verliebt. Der mittelschwere Lagerfeuerrauch von Bowmore machen ihn zu einem tollen Allrounder. Wir empfehlen unbedingt den Bowmore 15 Oloroso Sherry Cask Finish zu probieren.

Islays Südküste und das diabolische Trio: Lagavulin, Laphroaig & Ardbeg

Wer die volle Ladung maritimen Torfrauch sucht, wird an Islays Südküste fündig. Hier liegen gleich drei der schweren Raucher nebeneinander aufgereiht.

Davon ist Lagavulin noch der verhaltenste, jedoch bereits eine Wucht von einem Whisky! Der Lagavulin 16 Jahre ist seit vielen Jahren eine Hausnummer und schwer zu toppen. Diesen Whisky zumindest einmal probiert zu haben, ist ein absolutes Muss für jeden Scotch-Whisky-Fan.

Die nächste Brennerei der wir begegnen ist die Heavy Metal Variante unter den torfigen Whiskys. Laphroaig hat wohl eine der eingeschworensten Fan-Gemeinden weltweit und scheidet bei jedem Tasting die Genießer in Hui oder Pfui. Laphroaig hat einen kompromisslosen medizinischen Torfrauch, den Sie entweder lieben oder hassen. Unser Rat: Auch wenn Sie zuerst nichts mit Laphroaig anfangen können, geben Sie im im Laufe Ihrer Whisky-Reise erneut eine Chance. Gibt es einen Laphroaig den wir nicht empfehlen können? Eher nicht! Zum Einstieg empfehlen wir den Laphroaig 10 oder Laphroaig Quarter Cask. Im gehobeneren Preissegment, können wir den Laphroaig Brodir und Laphroaig PX Cask, sowie den Laphroaig Lore empfehlen.

Der Letzte im Bunde ist Ardbeg. Die Übernahme 2004 durch Moët Hennessy Louis Vuitton (Glenmorangie) war für die Islay-Brennerei ein Lotto-Gewinn. Heute gehört Ardbeg zu den Top Whisky Marken weltweit und hat besonders die Whisky-Sammler angesprochen oder viele Ardbeg-Fans zu welchen gemacht. In der Core-Range der Brennerei empfehlen wir den Einstieg in den heftig moorigen Torfrauch mit dem Ardbeg 10 Jahre. Sie wollen ein Tasting mit einem Paukenschlag beenden? Dann empfehlen wir den Ardbeg Uigeadail mit Sherry-Fass Anteil und strammen 54,2 % Vol. 

Kilchoman: Schon lange kein Geheimtipp mehr!

Die Farm-Destillerie Kilchoman hat sich in kurzer Zeit in die Herzen der „Peatheads“ gebrannt. Als eine der ersten Brennereien Schottlands stellte Kilchoman unter Beweis, dass guter Whisky nicht immer alt sein muss! Mittlerweile hat die Brennerei ein beachtliches Portfolio an Standard-Abfüllungen und limitierten Sonderabfüllungen vorzuweisen. Wir empfehlen zum Einstieg den Kilchoman Machir Bay, einen „straight forward“ schwer getorften Malt Whisky mit vorwiegender Bourbon-Fass-Reifung. Malzig, süß und rauchig kommt der Machir Bay ungefärbt und nicht-kühlgefiltert mit 46 % vol. daher. Wer Rauch und Sherry in Kombination mag, sollte sich unbedingt den Kilchoman Sanaig oder Loch Gorm, das jährliche limitierte Sherry Cask Release der Brennerei, kosten.

Caol Ila: Masse und Klasse?

Caol Ila ist der Großproduzent auf Islay. Peated Whisky at its finest. Mit 6,5 Millionen Liter Output im Jahr ist die Brennerei mehr als doppelt so groß, wie jede Andere auf der Insel. Ein Großteil des Malt Whiskys landet später in Blended Whiskys wie Johnnie Walker. Doch ist Caol Ila deswegen schlechter als andere Malt Whiskys? Wir sagen nein! Der Caol Ila 12 Jahre ist nach wie vor ein top Preis-Leistungs-Whisky! Süßes Malz paart sich mit deftigem Räucherspeck und Lagerfeuer-Rauch! Ein toller Feierabend Dram.

Bruichladdich: Progressive Hebridean Distillers

Die „Wiedergeburt“ der Bruichladdich Brennerei auf Islay ist der Stoff aus dem Whisky-Legenden sind. Wenngleich die Brennerei mittlerweile nicht mehr im Besitz der Whisky-Pioniere Mark Reynier und Jim MacEwan ist, produziert sie nach wie vor eine Reihe extravaganter Single Malts. Für viele Torfnasen ist der Octomore, der rauchigste Whisky der Welt, heute der heilige Gral. Preislich so gut wie nie unter der 100 Euro Marke angesiedelt, sind die Octomore Abfüllungen nur etwas für echte Liebhaber oder Sammler. Probieren Sie unbedingt einmal einen solchen Highend-Whisky, wenn Sie die Gelegenheit bekommen!
Leider häufig übersehen wird das „Sandwich-Kind“ der Bruichladdich Familie, Port Charlotte. Für normalsterbliche Islay-Verhältnisse ebenfalls schwer getorft, muss sich Port Charlotte heute nicht mehr zwischen ungetorften Geschwistern Bruichladdich und den „super heavily peated“ Octomore verstecken.

Connemara: Irlands rauchiger Rebell

Die Marke Connemara ist kaum noch aus den Irish Pubs wegzudenken und seit Jahren ein absoluter Preis-Leistungs-Hit. Der rauchige Ire wird, anders als die meisten Irish Whiskeys, zweifach destilliert und ist schwer getorft. Dennoch bringt er die irische Leichtigkeit mit und ist daher ein genialer Feierabend Whiskey. Unbedingt mal ausprobieren! 


Im Folgenden schlagen wir Ihnen eine Reihe Whiskys vor, die ebenfalls Torfrauch enthalten und oft übersehen werden.

Ledaig: Das Yan zum Yin in Tobermory

Die kleine bunte Inselstadt Tobermory auf der Insel Mull beherbergt eine eigene Brennerei, die ihre Produktion genau 50-50 in „peated“ und „unpeated“ aufteilt. Die ungetorfte Version ist der Tobermory 10 Jahre, ein süffiger nicht-rauchiger Inselwhisky mit schönen Salz- und süßen Zitrusaromen. Der rauchige Zwilling Ledaig 10 Jahre ist ebenso schmackhaft und für Fans der Islay-Whiskys eine echte Alternative!

Arran: Machrie Moor

Auch auf der Insel Arran gibt es sowohl getorften, als auch ungetorften Whisky. Der Großteil der Whisky-Produktion der  Arran Distillery ist nicht rauchig, doch die Nachfrage nach den rauchigen „Machrie Moor“ Abfüllungen der Brennerei steigt. Die unabhängigen Arran Distillers haben dieser Nachfrage Rechnung getragen und eine zweite Brennerei namens Lagg Distillery auf der Insel gebaut. Sie ist ein Testlabor für rauchigen Whisky und will mit Torf unterschiedlicher Herkunft experimentieren! Rauchfans sollten also ein Auge auf die Entwicklung haben!

Benromach: Die milde Seite des Rauchs

Die Speyside ist nicht gerade bekannt dafür, rauchigen Whisky zu produzieren. Dennoch geht auch hier der Trend um Torfrauch. Benromach in Forres produziert einen herausragenden komplexen Malt Whisky mit tollen Aromen von Getreide, süßen Kräutern und leichtem Torfrauch. Wir empfehlen den Benromach 10 Jahre und Benromach 15 Jahre. Wer es heftiger mag, kann mit dem Benromach Peat Smoke eine rauchigere Variante erstehen!

BenRiach: Experimente gern gesehen!

BenRiach im Herzen der Speyside wurde bis zur Übernahme von Whisky-Unternehmer Billy Walker im Jahre 2004 vorwiegend für die Blended Industrie genutzt. Mit dem Kauf und der Gründung der BenRiach Distillery Company begann für die Brennerei eine neue Ära. Bei Benriach wurde glücklicherweise nicht erst seit gestern schwer rauchiger Whisky produziert. So kann BenRiach heute eine Vielzahl alt gereifter rauchiger Einzelfass- und Sonderabfüllungen vorweisen, die die Herzen der Whisky-Geeks höher schlagen lassen. Möchten Sie sich einen ersten Eindruck vom Torf-Rauch der Speyside Brennerei verschaffen, so können Sie dies mit dem Curiositas 10 Jahre tun. 

Edradour: Klein aber oho!

Seit 2002 gehört das kleine schottische Juwel Edradour zu Signatory Vintage, einem unabhängigen Abfüller in den Händen des Whisky-Entrepreneurs Andrew Symington. Auf Grund der guten Verbindungen zur Wein-Industrie reifen bei Edradour eine Vielzahl spannender Wein und Starkwein-Fässer. Auch Edradour liebt Experimente und so ist es nicht verwunderlich, dass heute Edradour mit ihrer rauchigen Eigenmarke "Ballechin" eine echte Festland-Alternative zu Islay-Whiskys geschaffen hat. Die extrem hochwertigen Einzelfass-Abfüllungen „SFTC“ (straight from the cask) sind sowohl unter Genießern, als auch Sammlern heiß begehrt. Wenn Sie Torfrauch mögen, sollten Sie unbedingt eine dieser kleinen Juwelen probieren! Lagerfeuerrauch und vielfältige Weinnoten erwarten Sie bei diesen kleinen Schätzen. Den Einstieg in die Range bietet der Ballechin 10 Jahre. Ein echter Geheimtipp für Liebhaber! 

Campbeltown: Die kleinste Whisky Region Schottlands

Im kleinen Küstenstädtchen Campbeltown finden wir heute drei Whisky Brennereien. Der Ort gibt der kleinen Whisky-Region ihren Namen, die sich über die Halbinsel Kintyre an der Westküste Schottlands erstreckt. Rauch-Fans sollten sich besonders die Namen  Longrow, Springbank und Kilkerran merken.

Zu Springbank gehören heute zwei Brennereien, Springbank und Glengyle. Die Single Malts von Glengyle werden unter dem Eigennamen "Kilkerran" verkauft und haben eine leichte schwer ölige Rauchnote. Hin und wieder kommen schwer getorfte Varianten auf den Markt. Springbank ist die leicht getorfte Whisky Variante der Springbank Distillery. Die Whisky Marke Longrow, benannt nach einer der geschlossenen Brennereien der Region, ist die schwer getorfte Version der Brennerei. Das familiengeführte Unternehmen produziert noch heute ausschließlich mit traditionellen Methoden. Der Longrow Peated ist ein anspruchsvoller Malt Whisky mit einer tollem Kombination von maritmen Aromen und einer trockenen malzigen Rauchnote.

Indischer Whisky, schottische Standards!

Indien ist einer der größten Whisky-Produzenten und -Konsumenten der Welt. Für Viele ist dies eine Überraschung, schaffen es doch nur wenige indische Whiskys über die Landesgrenzen. Die beiden hochwertigsten Single Malt Marken haben es jedoch zum Glück zu uns geschafft. Die Brennereien Amrut und Paul John haben es in sich! Beide arbeiten nach schottschen Standards und Produktionsmethoden und erzeugen so hochwertigen exotischen Single Malt!

Aus dem Hause Amrut empfehlen wir unbedingt den Amrut Fusion, einen wuchtigen würzig-exotischen Single Malt mit einer Mischung aus schwer getorfter schottischer Gerste und ungetorfter indischer Gerste!

Paul John hat mit den beiden Abfüllungen Paul John Edited (leicht getorft) und Paul John Bold (schwer getorft) hervorragende Single Malts mit unterschiedlichen Rauch-Aromen auf den Markt gebracht. Beide können wir bedenkenlos empfehlen!

Geschichte

Die dokumentierte Geschichte des Whiskys reicht bis ins 15. Jahrhundert zurück und ist mit Sicherheit sogar noch älter. Wir sollten jedoch nicht der irrigen Annahme erliegen, dass der heutige Whisky im 16. und 17. Jahrhundert bereits in derselben Form konsumiert wurde. Das ist höchst unwahrscheinlich. Lange Zeit wurde der Whisky nämlich "straight from the still" konsumiert, was ihn heute eher mit deutschem Korn oder russischer Wodka vergleichbar macht. Diese Spirituose war als "uisge beatha" bekannt, was im Deutschen "Wasser des Lebens" bedeutet und wahrscheinlich der Ursprung vieler Spirituosen ist. Wahrscheinlich wandelte sich dies im 18. Jahrhundert, als man begann, das Destillat in Fässern zu lagern. Was jedoch mit großer Sicherheit weit vor 1700 zurückgeht, ist die Verwendung von Torf für das Trocknen der gemälzten Gerste. Torf war lange Zeit eine gängige Brennstoffquelle in Großbritannien, insbesondere in Irland und in den Highlands und Inseln Schottlands. Heute wissen wir, dass schon lange bevor Whisky in großem Stil produziert wurde, Torf das bevorzugte Brennmaterial war. Es ist daher wahrscheinlich, dass die meisten "Whiskys" bis ins 18. Jahrhundert rauchig und torfig schmeckten. Wenn Sie also einen Schluck getorften Single Malt nehmen, kosten Sie im wahrsten Sinne die Aromen vergangener Zeiten.

Die Gesellschaft entwickelt sich ständig weiter, ebenso wie ihre technologischen Entwicklungen und allgemeinen Geschmacksrichtungen. Die Industrielle Revolution am Ende des 18. Jahrhunderts brachte nicht nur viele Erfindungen, sondern auch die weit verbreitete Verfügbarkeit von Kohle in die Whisky-Industrie. Etablierte Whisky-Brennereien wandelten sich zu Produzenten, die nun eine effizientere Möglichkeit hatten, gemälzte Gerste zu trocknen. Mit Kohle konnten sie nicht rauchigen oder ungetorften Whisky produzieren, was besonders von den Iren in ihrer Whiskey-Produktion begrüßt wurde. Deshalb ist irischer Whiskey dafür bekannt, besonders weich und mild zu sein. Schottland erkannte ebenfalls die Zeichen der Zeit und nutzte die neuen Methoden. Mit der Erfindung der kontinuierlichen Destillation schufen sie eine neue Art von schottischem Whisky: den Blended Scotch Whisky. Diese Mischung aus schwerem Malzwhisky und leichtem Getreidewhisky eroberte den Weltmarkt und entsprach dem internationalen Geschmack nach leichtem Whisky und gleichbleibender Qualität. Glücklicherweise wurde der getorfte Whisky während dieser Ära, die bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts reichte, nicht vollständig verdrängt. Er überdauerte die Zeit nicht zuletzt, weil er in vielen Blends als aromatisches Rückgrat damals wie heute eine wichtige Rolle spielt.

Heute feiern wir die wiederentdeckte Liebe zu kräftigen und rauchigen Aromen in Single Malts. Die allgemeine Nachfrage tendiert wieder mehr zu Handwerkskunst, Authentizität und Individualität. Nicht zuletzt deshalb spielen getorfte Whiskys heute, besonders bei schottischem Whisky, wieder eine gewichtige Rolle.